CITOYENNE 2020

„Fragen wagen – Preis für Forschergeist“- Feierliche Verleihung der CITOYENNE 2020 an Bürgerforscher*innen am 19. Oktober 2020 im Frankfurter Gallus Theater

Preisverleihung CITOYENNE 2020

Übergabe 1. Preis an Sabine Hoffmann für Kubus der Solidarität

1. Preis Kubus der Solidarität

Mit dem 1. Preis (dotiert mit 5.000 Euro) wurde das interaktive Gemeinschaftsprojekt „Kubus der Solidarität“ ausgezeichnet, das von Schüler*innen der Paul Hindemith-Schule in Kooperation mit dem Gallus Zentrum und dem Jugendmigrationsdienst im Quartier des IB (Internationaler Bund Frankfurt) realisiert wurde. Zur Fragestellung „Was ist Solidarität und wie wollen wir leben?“ gingen Schüler*innen der 9. Klasse der integrierten Gesamtschule im Rahmen einer Projektwoche auf Spurensuche. Ausgehend von ihren eigenen Lebenswelten stellten sie Fragen und fanden heraus, wie es Obdachlosen ergeht, wie Solidarität mit der Natur aussehen könnte und wie solidarisches Zusammenleben gelingen kann. Die Ergebnisse ihrer Forschungen und praktischen Erkundungen präsentierten sie auf drei Wänden eines großen hölzernen Kubus, den sie im Sommer 2019 auf dem Liebfrauenberg in Frankfurt ausstellten. Im Gespräch mit Passant*innen zur Frage, was „Solidarität“ für sie bedeutet, wurde die freie vierte Wand gestaltet und der Themenkreis erweitert. Auf diese Weise kam ein anregender generationenübergreifender Austausch über den gesellschaftlichen Wert von Solidarität zustande.

„Ein mutiges Projekt, das sehr gut in unsere Zeit passt. Solidarität ist jetzt durch Corona noch mehr in aller Mund und diese Schüler*innen haben das schon vorab analysiert, bearbeitet und ausgewertet. Es bräuchte mehr solcher Projekte, die Schule in den öffentlichen Raum verlagern und zu Diskussionen anregen“, urteilte die Jury.

 

Der 2. Preis (dotiert mit 3.000 Euro) ging an die Initiative Stolpersteine Frankfurt, die es sich seit 2003 zur Aufgabe macht, das von Gunter Demnig begründeten Erinnerungsprojekt „Stolpersteine“ zu fördern und durchzuführen, um die Erinnerung an die nationalsozialistische Verfolgung in Frankfurt wachzuhalten. Für die rund 20 ehrenamtlich Aktiven steht die Recherche und Dokumentation der Biografien der Opfer sowie der Kontakt zu Angehörigen und Nachkommen der Opfer im Zentrum ihrer forschenden und aufklärenden Arbeit. Von der Initiative wurden in Frankfurt bisher 1.500 Stolpersteine verlegt, die über das Erinnern hinaus auch eine Botschaft an die Nachgeborenen sind, rechtzeitig gegen Unmenschlichkeit aufzustehen. Mit ihrer engagierten Forschungsarbeit zeigt die Initiative auch auf, wie wichtig es heutzutage ist, populistischen, antisemitischen und rassistischen Tendenzen entgegenzutreten.
„Das Projekt stellt einen wichtigen Beitrag zur Holocaust-Forschung dar. Es holt Geschichte in den Alltag, macht aus NS-Opfern konkrete Personen und fördert Begegnung und Austausch zwischen Menschen, die sich sonst nicht begegnen würden“, so die Jury.

 

Mit dem 3. Preis (dotiert mit 1.500 Euro) wurde „Die Kleine Bienenschule“ der Initiative Ecokids, Hofheim/Ts ausgezeichnet.

Seit dem UN-Weltbienentag, dem 20. Mai 2018, ist die Kleine Bienenschule in Hofheim am Taunus aktiv. Auf einem eigenen Projektgrundstück lernen Kinder das Leben der Bienen kennen und erforschen ihre Lebenswelt. Sie finden heraus, wie Bienen sich ernähren, welche Produkte sie herstellen, welchen Nutzen sie für den Menschen haben und warum sie heute vom Aussterben bedroht sind. Durch praktische Lernerfahrungen und speziell entwickelte Unterrichtsmaterialien lernen und forschen Schüler*innen in der Natur und werden durch praktische Arbeit für die Bienen- und Insektenwelt sensibilisiert.

Die Kleine Bienenschule engagiert sich für nachhaltige Bildung und unterstützt Schulen im Rahmen von Projektwochen oder bei der Etablierung eigener Schulimkereien. Für alle, die an Bienenhaltung interessiert sind, werden zudem monatlich Workshops angeboten, die auf dem Gelände stattfinden.

„Hier werden nicht einfach nur Bienen in die Schulen getragen sondern ein Lernort unmittelbar in der Natur geschaffen, an dem Erfahrungen mit allen Sinnen gemacht werden. Das Projekt stärkt das gesellschaftliche Miteinander und regt das Bewusstsein für Umweltfragen mit einem überzeugenden wissenschaftlich-pädagogischen Ansatz an“, so die Jury.

 

Die weiteren sieben Finalisten wurden mit einer Anerkennungsurkunde sowie einer von den Künstlern Florian Haas und Andreas Wolf (gruppe finger) gestalteten Vase aus reinem Bienenwachs gewürdigt:

  • Botanische AG Taunus, Taunusstein – Buchprojekt „Flora des südlichen Taunus“
  • Bürgerverein Heddernheim e.V., Frankfurt – „Ein Schloss für Heddernheim“
  • GEDOK FrankfurtRheinMain e.V., Frankfurt – Kinderanimationsfilm „Fräulein Elise – aus dem Leben eines Dienstmädchens“
  • Hartel, Markus und Thomas, Dreieich – „Der Kampf mutiger Frauen in Hessen für Gleichberechtigung und Demokratie“
  • Langer, Ines und Brabänder, Saskia, Offenbach – „Ebbeltex“, studentisches Forschungsprojekt
  • Oehler, Dr. Peter, Frankfurt – „Die Geschichte der Griechen in Frankfurt“
  • Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Frankfurt – „Stadtteil-Historiker – Bürger, die Geschichte schreiben“

 

Für einen beschwingten musikalischen Rahmen sorgten die Cellistinnen des CONCELLI duo, Josephine Bastian und Sanami Akizuki.